Thomas Rusche vor einer Skulptur von Urs Fischer auf der Art Cologne 2018, Foto SØR
Wie ein Schlag ins Gesicht liest sich die Botschaft, dass der Inhaber des Modehauses Sør, Thomas Rusche, seine Kunstsammlung aufgibt, um den digitalen Wandel im Unternehmen zu finanzieren.
Rusche ist Autor in meinem 2017 herausgegebenen Buch „Wirtschaft trifft Kunst. Warum Kunst Unternehmen gut tut“. Mir fiel er zunächst auf, weil er in seinen Modemagazinen zu den aktuellen Kollektionen immer auch Kunst mit dargestellt und besprochen hat. Auch namhafte Kuratoren und Museumsdirektoren kamen darin zu Wort. Auf seiner Webseite wurden in regelmäßigen Abständen „100 Meisterwerke“ aus der Sammlung besprochen und auf seinem Messerundgang in Köln erfährt man vom leidenschaftlichen Kunstsammler, welche Kunst und welche Künstler er entdeckt hat oder beobachtet. Sein Engagement für die Kunst steckt sogar selbst dann an, wenn man nur seine Zeilen liest.
Am Ende seines letzten Schreibens über den Messerundgang 2018 sagt er:
Nach einem Tag auf einer Kunstmesse fühle ich wie mein kreativer Akku wieder voll aufgeladen ist. Gute Kunst ist im höchsten Maße inspirierend, daher möchte ich als Sammler täglich von ihr umgeben sein. Das Werk von Jeff Koons kostet zwar mehrere Millionen, aber bereits für unter 1000 Euro kann man Arbeiten von jungen Künstlern auf einer Messe oder in Galerien erwerben. Kommen Sie raus aus dem Hamsterrad, lernen Sie die Sprache der Bilder zu buchstabieren, lernen Sie zu sehen – Bereichern Sie Ihr Leben mit Kunst!
Dass er nun seine gesamte Kunstsammlung veräußert und sie quasi der Digitalisierung zum Opfer fällt, tut wirklich weh. Dabei sehe ich die Kunst gerade als komplementäre Ergänzung zur Digitalisierung.
Verkauft werden über 4000 Werke aus der Sammlung, darunter Arbeiten von Stephan Balkenhol, Norbert Bisky, George Condo, Leiko Ikemura, Alicja Kwade, Jonathan Meese, Neo Rauch und Daniel Richter. Über vier Jahrzehnte hat die Familie Rusche Kunst gesammelt, von niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts bis zeitgenössischer Kunst.
Am 29. Mai werden die ersten 150 Werke der Sammlung bei Van Ham Kunstauktionen in Köln versteigert, im Rahmen der Auktionen “Modern – Post War – Contemporary”. Der Rest der Sammlung soll in kuratierten Auktionen zum Verkauf angeboten werden.
Quellen:
https://www.monopol-magazin.de/modehaus-loest-kunstsammlung-auf
https://shop.soer-online.de/STORIES/KUNSTREICH/DAS-KNISTERN-IN-DER-LUFT